Move it, Footballhead!


Grüß Gott!

Mit „Hey Arnold!“ habe ich nun nach „Wunderbare Jahre“ die zweite Serie meiner Wahl komplett geschaut. Klar, die beiden sind nicht mit einander vergleichbar, trotzdem will ich sie euch ans Herz legen.
Mit genau 100 Folgen fällt Hey Arnold für eine Zeichentrickserie recht umfangreich aus, was der Qualität aber keinen Abbruch tut. Dazu gibt es noch eine „Pilot-Folge“, die ich mir natürlich auch reingezogen habe.

Arnolds Eltern verließen ihn als er ein Jahr alt war, um dem „Grünen Augen Volk“ zu helfen, kamen aber nie zurück. Zwei Folgen erzählen ihre Geschichte, lassen jedoch ihr genaues Schicksal im Dunkeln. Die Hauptfigur wohnt somit mit ihrem Opa und ihrer Oma in einem Mehrfamilienhaus, das noch von einem Vietnamesen (Mr. Hyunh), einem Osteuropäer und seiner Frau (Oskar und Suzie) und einem kleingewachsenen Gebäudeeinreisser namens Ernie bewohnt wird. Daneben leben noch diverse Schweine, Katzen und sonstiges Getier mit im Haus. Bei jedem Haustüröffnen verlassen allerdings sämtliche Tiere das Gebäude oder betreten dieses. Der Hauptcharakter besucht im Verlauf der Serie die „PS 118“, eine Grundschule in einer amerikanischen Kleinstadt. Dort verbringt er mit seinen Klassenkameraden Harold, Phoebe, Jerald, Stinky, Eugene, Sid, Brainy, Lila und Rhonda seine Zeit. Alle Charaktere sind liebevoll inszeniert und besitzen ihre Eigenarten: So ist Harold ein etwas dicklicher Nimmersatt, der auch schon mal beim „Jollie-Ollie“-Eisverkäufer eine zweistellige Anzahl von Schokostieleis verputzt, Phoebe ist eine typische Einser-Schülerin die alles weiß, Jerald (oder auch „Tall-Hair-Boy“) ist ein bodenständiger Afroamerikaner, Stinky kommt vom Land und erweist sich als der etwas denkeingeschränktere Zeitgenosse, Brainy macht seinem Namen aller Ehre und ist einfach nur verrückt, sagt aber nie etwas, Eugene ist der Vorzeigetollpatsch, Rhonda die sehr auf ihr Äußeres fixierte Schönheitsliebende und Lila die irische, rothaarige und extrem distinguierte Freundlichkeit in Person. Daneben trifft Harold noch auf Helga, die ihn bei jedem Sicht- und Körperkontakt auf das übelste beschimpft. Ihre Lieblingsbezeichnung für Arnold ist dabei „Footballhead“. Nachdem dieser genervt das zeitige gesucht hat, packt sie allerdings immer ein goldenes Herz mit Arnolds Bild darin aus und vergöttert ihn mit einer Kaskade aus Worten, die sein goldenes Haar lobt, seine außergewöhnliche Kopfform, seine Intelligenz etc… Gelegentlich vollführt sie auch in ihrem Schrank vor einer von ihr selbst gebauten Arnold-Statue aus diversen Alltagsgegenständen eine Huldigung. Sie ist jedoch aufs peinlichste bedacht, dass niemand ihr Geheimnis erfährt, sonst endet ihr Leben augenblicklich, so ihre Meinung.

Arnold und seine Klassenkameraden beim Schultheater

Die Kurzgeschichten, die im Schnitt so elf bis zwölf Minuten dauern, zeichnen sich durch eine erzählerische Vielfalt aus, die sich in jetzigen Serien nur im Ansatz wiederfindet. Da verbringen Arnold und zwei seiner Freunde einen Tag auf einem Baum, da begleitet Arnold den Eismann auf seiner höllischen Fahrt durch die Stadt, da täuscht Helga Blindheit vor, da glaubt Arnolds Opa im Sterben zu liegen, da liegt eine Hitzewelle über der Stadt, da führen Arnolds Freunde ein Theaterstück auf, da findet Arnold einen Sack voller Geld in der Stadt, da wird gegen die Fünftklässler gekämpft, da bringt Arnold „Chocolate-Boy“ davon ab, weiter Schokolade zu essen und und und…
Bemerkenswert dabei ist Arnolds Hang zur Konfliktschlichtung, zur guten Tat und zur Hilfsbereitschaft, was meiner Meinung nach für eine „Kinder“-Serie kein schlechtes Attribut ist. Seine Klassenkameraden ziehen ihn zwar des öfteren damit auf, er lässt sich davon aber nicht beirren und steht zu seiner Einstellung.
Als besondere Highlights gelten für mich die wenigen Episoden die über die vollen 22 Minuten dauern. „April´s Fool Day“, „Arnolds Valentine“, „Summer Love“ und „Arnolds Thanksgiving“ sind einige davon. Diese Geschichten können aufgrund der längeren Spielzeit einfach tiefgründigere Handlungen aufbauen. Ein bisschen enttäuscht war ich von der Hammer-Episode mit einer Länge von 45! Minuten, da sie fast nur von Arnolds Eltern handelt, deren Schicksal zwar aufregend aber für mich nicht so interessant war.
Hervorheben möchte ich nun noch „Arnold visits Arnie“, bei der Arnold seinen sehr seltsamen Cousin auf dem Lande besucht und dort auf verzerrte Spiegelbilder seiner besten Freunde trifft, deren Charakterzüge untereinander vertauscht wurden – sehr erfrischend! Dann noch der Geheimtipp: „Road Trip“. Hier reist Helga mit ihrer schlafmützigen Mutter durch die Gegend und erlebt so einiges. Zu guter letzt sind noch die Horrofolgen „The headless cabbie“, „The haunted train“ und „Four-eyed Jack“ erwähnenswert. Jene finde ich für eine Zeichentrickserie schon ziemlich gruselig und auch sehr einfallsreich.

Arnie und Lila

Es ist schon anhand der Länge des Textes ersichtlich, dass „Hey Arnold!“ so einiges zu bieten hat. Es soll hier jetzt auch keine stupide Auflistung aller Details sein; vielmehr soll der Eintrag Appetit auf eine sehr unterhaltsame, geistreiche und auch lehrsame Serie machen, die trotz ihres jungen Alters so manchen begeistern kann. Schaut sie euch an, wenn ihr dazu Gelegenheit habt!

Arnold und seine Mitbewohner

zolch

~ von zolch - 26. April 2010.

Eine Antwort to “Move it, Footballhead!”

  1. Hachja, der Arnold – ein Stück meiner Kindheit/Jugend! Wie immer ein grandioser Artikel, dessen Credo man beherzigen sollte: Schaut sie euch an, wenn ihr dazu Gelegenheit habt! Vor allem diejenigen, die noch nie in den Genuss dieser Serie gekommen sind, sollten einen Blick darauf werfen.

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